Kalkwerk
Ein Kalkwerk dient der Gewinnung von Kalkstein aus Steinbrüchen und der Herstellung von Produkten aus Kalkstein. Dabei stellt das Kalkbrennen im Kalkofen den wichtigsten Veredelungsschritt dar. Dabei wird Calciumcarbonat, der Hauptbestandteil des Kalks, in Calciumoxid umgewandelt. Die verschiedenen Produkte werden mit Silozügen zu den Abnehmern gebracht, als Schüttgut oder Sackware ausgeliefert.
Gewinnung von KalksteinDer Kalkstein wird meist übertage in Steinbrüchen, selten in Bergwerken, gewonnen. Eine mögliche Abbaustätte wird vorab erforscht, geophysikalische Methoden und Kernbohrungen geben Aufschluss über Lage und Qualität des Gesteins. Die Lagerstätte wird kartiert, am Computer werden dreidimensionale Modelle entwickelt und auf ihre wirtschaftliche Abbaufähigkeit hin untersucht. Die Genehmigungsbehörden wägen alle anstehenden Interessen gegeneinander ab, bevor sie die Stätte für den Abbau freigeben. Der Betreiber muss eine Vielzahl von Gesetzen, Verordnungen und behördlichen Bestimmungen beachten.Da fast alle Kalksteinlagerstätten in Deutschland von Deckschichten überlagert sind, müssen diese erst abgeräumt werden, bevor der Kalkstein abgebaut werden kann. Die Halden werden direkt nach dem Anlegen begrünt und dienen als Lärm- und Sichtschutz. In aller Regel wird der feste Kalkstein durch Sprengungen gelockert und zertrümmert, Dabei bilden sich stufenförmige Abbausohlen. Um die Erschütterung in der Umgebung auf ein Minimum zu reduzieren, wird im Tausendstel-Sekunden-Abstand gezündet.
Verarbeitung des RohmaterialsDie Bruchsteine, das Haufwerk, werden mit schweren Baggern oder
Radladern aufgenommen und durch
Muldenkipper oder
Förderbänder zum Kalkwerk transportiert. Hier erfolgt zunächst eine weitere mechanische Zerkleinerung in einer
Brecheranlage. Das Rohmaterial wird häufig
aufbereitet, in den meisten Kalkwerken lassen sich Verunreinigungen durch Absieben vom Stein trennen, in anderen Werken werden die Steine gewaschen. Das Waschwasser wird in einen
Klärteich geleitet, wo sich die Feststoffe absetzen und das reine Wasser wieder in den Betriebskreislauf zurückgeführt wird.Das gereinigte Korngemisch wird auf
Siebanlagen nach unterschiedlichen Korngrößen sortiert, teilweise wird der Rohstein gemahlen. Kleinkörniges Material kann, eventuell nach Trockenschritt, schon direkt als
Düngekalk in der
Landwirtschaft verwendet werden. Ein Teil des Kalksteins wird ungebrannt verkauft und direkt als
Schotter,
Splitt, Sand oder Mehl verwandt.
VeredelungDer Hauptteil der Kalksteine wird jedoch in großen Kalköfen gebrannt, es entsteht
Branntkalk. Dieser wird in der
Bauindustrie und im Umweltschutz (
Rauchgasentschwefelung) gebraucht. Branntkalk wird durch Zugabe von Wasser zu
Sumpfkalk (
Löschkalk). Dieses Produkt wird ebenfalls in der Bauindustrie verwendet.
Spezielle Kalkwerke
Weblinks GipswerkEin
Gipswerk ist ein Industriebetrieb, in dem aus dem Ausgangsmineral Rohgips nach Brennen bei relativ niedriger Temperatur
Gipse und Gipsprodukte hergestellt werden, die hauptsächlich im
Innenausbau Verwendung finden. Gipswerke findet man nur in unmittelbarer Nähe zu einer Gipslagerstätte; diese kommen in Deutschland vor allem in den geologischen
GruppenMuschelkalk,
Keuper und
Zechstein vor.Ein Gipswerk besteht aus der Gipsgrube, in der der Gipsstein im
Tagebau oder
untertage bewonnen wird, einem Transportmittel zur Brechanlage und zum
Brennofen und dem Brennofen selbst mit
Gipsmühle. Der fertige Gips wird heute meist im Gipswerk selbst weiterverarbeitet, zum Beispiel zu Baugipsen verschiedener Spezifikation oder zu
Gipskartonplatten.
HistorischesVorindustriell
Zur mehr als 10000-jährigen Geschichte des Gipses und seiner Verwendung hat der Bundesverband der Gipsindustrie einen fundierten Artikel im Netz [1]
Wo Gips verfügbar war, wurde Gipsmörtel im ausgehenden Mittelalter auch als Ersatz für Werkstein verwendet, so in Rottweil für Fensterleibungen an Bürgerhäusern [2]
19. und 20. JahrhundertAnfang des 20. Jahrhunderts gab es in den Gegenden mit anstehendem Gipsstein zahllose kleine Gipswerke, oft mehrere im selben Dorf. Durch die Erschöpfung der rentabel abbaubaren Vorkommen und die zunehmende Konzentration in der Branche wurden die meisten kleinen Gipswerke seit den 1960er Jahren eingestellt. Wenige große international operierende Betriebe dominieren heute den Markt.
Ein kleines GipswerkAls Beispiel für ein kleines Gipswerk mag das Gipswerk zwischen den Ammertalgemeinden Entringen und Breitenholz (bei Tübingen) dienen, das 1910 in Betrieb genommen und in den 70er Jahren eingestellt wurde. Die ehemalige Gipsgrube wird seitdem als Deponie genutzt und ist inzwischen weitgehend verfüllt.
Das Gipswerk baute den im Gipskeuper vorkommenden Rohgips ab. Der Abbau erfolgte teilweise untertage; transportiert wurde der Rohgips mit Hilfe einer Werksbahn (Feldbahnspurweite 600 mm) zum Brennofen. Der fertige Gips wurde über ein etwa 1,5 km langes Feldbahngleis zum Bahnhof Breitenholz gebracht, woher auch die zum Heizen benötigte Kohle kam.
Die Schemazeichnung zeigt den Gleisverlauf. Die beiden Gleise zur Anlieferung von Rohgips und Kohle führten über Rampen ins Obergeschoss des Gipswerks. Die beladenen Wagen wurden mit Hilfe von Seilwinden hochgezogen. Die Gipsgrube selbst bestand aus zwei Sohlen, zu denen je ein Gleis führte. Auf der unteren Sohle sind ehemalige Stollenmundlöcher des bergmännischen Abbaus erkennbar.
Großbetrieb Die zunehmende Konzentration auf dem Baustoffsektor hat neben vielen Betriebsschließungen auch zum Ausbau einzelner Betriebe geführt. So wurde das Gipswerk von Kayh, nicht weit vom stillgelegten Entringer Gipswerk gelegen, zu einem Logistikzentrum von Knauf Gips.
Auf dem Bild des Gipswerks in Cumbria, England, wird deutlich, welche Bedeutung heute die Weiterverarbeitung des Gipses (viele Produktionshallen) und der Straßentransport (LKW auf dem Parkplatz im Vordergrund) haben.
Neben dem in Gipsgruben gewonnenen Rohgips wird in jüngster Zeit vermehrt Gips verarbeitet, der in der Rauchgasentschwefelung anfällt (REA-Gips).
Quellen - www.gips.de/gips/frame.htm J. Stark, Aus der Geschichte des Gipses
- www.baufachinformation.de/denkmalpflege.jsp R. Dendler, S. King, Fensterleibungen aus Stuck in Rottweil, aus Hoch- und spätmittelalterlicher Stuck, 2002
Weblinks
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