Während die Einhaltung der gesetzlichen Grenzwerte bei stationären Quellen (zum Beispiel Industrieanlagen) in der Regel kein Problem darstellt, ist die Einhaltung der seit dem 1. Januar 2005 EU-weit geltenden neuen Grenzwerte für Feinstaub (PM10) insbesondere in Gebieten mit hohem Verkehrsaufkommen oftmals schwierig bzw. unmöglich. Zwar können durch einen Partikelfilter die Rußemissionen von Dieselmotoren deutlich reduziert werden, der aufgewirbelte Straßenstaub, der Abrieb von Reifen und Bremsbelägen lässt sich aber prinzipiell nicht vermeiden. In Deutschland werden jährlich etwa 60.000 Tonnen Partikel (hauptsächlich kleiner 10 µm und damit Feinstaub) durch den Privatverkehr freigesetzt. Für die Schweiz wurde für das Jahr 1997 für den Straßenverkehr eine Feinstaubemission von 1.610 to durch Bremsenabrieb und 2.415 to durch Reifenabrieb ermittelt. Die ermittelte Partikelemission aus dem Abgasen beträgt ebenfalls 2.415 to[8]. In Österreich sind etwa zwei Drittel der verkehrsbedingten Gesamtstaubemission durch Reifen- und Bremsabrieb bedingt[7]. Die Entwicklung der anthropogenen Staubemissionen in Deutschland und Österreich ist unterschiedlich. Während in Deutschland die anthropogen bedingten Staubemission im Zeitraum 1990 bis 2001 um fast 87 % von 1.858.000 to auf 247.000 to gesunken sind[6], stieg in Österreich die anthropogen bedingte Staubemission von ca. 72.000 to im Jahr 1990 auf annähernd 80.000 to im Jahr 2002 an[7]. Die österreichischen PM10-Emissionen sind seit 1990 um 5 % auf etwa 47.000 to im Jahr 2002 angestiegen[7].
Abbildung 1:StaubartenIn der Abbildung 1 (siehe oben) sind bereits verschiedene wichtige Staubarten aufgeführt.
Der Hausstaub ist allgegenwärtig und stellt eine Mischung aus anorganischen und organischen Materialien dar. Zusammenballungen von Hausstaubpartikeln zu größeren Gebilden werden auch als „Wollmäuse“ bezeichnet. Eine Sonderform des Hausstaubes sind die sog. Schwarzen Wohnungen (Schwarzstaub, magic dust), deren Ursache noch nicht eindeutig geklärt ist.
Fasern können bis in die Lunge gelangen und dort zu Schädigungen führen (zum Beispiel Asbestose, verursacht durch Asbestfasern).
Pollen tragen zur natürlichen Staubbelastung insbesondere im Frühjahr bei. Menschen, die allergisch auf Pollen reagieren (Heuschnupfen), leiden unter dieser natürlichen Staubbelastung besonders.
Insbesondere bei Sandstürmen werden riesige Partikelmengen in die Atmosphäre geschleudert und teilweise tausende Kilometer vom Quellgebiet entfernt wieder auf der Erde deponiert.
Wirkung von Staub Staub kann verschiedene Einflüsse auf den Menschen und die Umwelt haben. Im Gegensatz zum Grobstaub kann Feinstaub über die Atemwege bis in die Lunge gelangen. Die toxikologische Wirkung beruht vor allem auf den Gehalt an Stoffen wie Blei, Vanadium, Beryllium und Quecksilber, von denen einige die Entstehung von Krebserkrankungen fördern. Zudem lagern sich an der Oberfläche der winzigen Staubteilchen andere Schadstoffe wie Kohlenwasserstoffe, Schwefel- oder Stickstoffverbindungen an, so, dass deren Wirkung bei gleichzeitiger Anwesenheit von Staub verstärkt wird. Allgemein erzeugt Staub eine Erhöhung der Zahl von Erkrankungen der Atmungsorgane. So können Bronchitis, Asthma oder Emphysem (durch gewöhnlichen Staub, Eisen- oder Kohlenstaub) oder eine Lungenfibrose (Silikose durch Quarzstaub, und Asbestose durch Asbeststaub) oder Lungenkrebs (durch Quarz- und Asbestestaub) oder Nasenkrebs (durch gewisse Holzstaubarten) entstehen. Neben gesundheitsschädlichen Aspekten ist der Einfluss von Partikeln auf das Klima ein wichtiger Aspekt aktueller Forschung.
Bei fotografischen Aufnahmen mit Blitzlicht können durch Staub sogenannte Geisterflecke hervorgerufen werden.
Beseitigung von StaubFilterungDie betroffene Luft – etwa die Innenraumluft in einem Wohnraum – wird kontinuierlich durch einen Filter bewegt. Dabei wird der Staub je nach Filtertyp von der Luft getrennt. Nachteile: Lüftergeräusch, regelmäßiger Filterwechsel, Staub wird nicht unmittelbar beseitigt, sondern kann weiterhin Quelle von Schadstoffen sein.
Ionisierung
Durch einen Ionisator wird Luft ionisiert, so dass sich Staubpartikel an einer geerdeten Fläche ablagern.
VerbrennungDie betroffene Luft wird kontinuierlich durch einen elektrisch erhitzten (vorzugsweise 300 °C) Keramikkern mit Kanälen bewegt. Organische Staubbestandteile werden hierbei verbrannt, also zu CO2 oxidiert. Die Luftzirkulation wird thermisch vorangetrieben. Vorteile: kein Lüftergeräusch, kein Filterwechsel – da keine Filter vorhanden, Staub wird durch Erhitzung vernichtet, Energie-/Stromaufnahme gering: ca. 50 W für Zimmer mit 30 m².
Staub im weiteren SinnAuch im übertragenen Sinn gibt es „Staub“:
• Den so genannten Cantor-Staub in der Mathematik – auch Cantor-Menge oder Wischmenge genannt,
• der „aufgewirbelte Staub“ durch ein unbedachtes Wort, eine unvorsichtige (manchmal auch geplante) Mitteilung oder Aktion usw.
• der „Staub von gestern“ und der „Staub, der sich über eine Sache legt“, wenn sich die Situation beruhigt hat oder genug Zeit verstrichen ist; im Sinne von „veraltet“ oder „altmodisch“ können Meinungen und Weltanschauungen als „verstaubt“ bezeichnet werden;
• der „Staub“ im Überdruck von Pulverschnee-Lawinen
• die technischen Stäube, die meist sehr fein sind, häufig mit künstlichen oder natürlichen Mikrofasern oder mit Aerosolen durchmischt sind und zwar prinzipiell „staubähnlich“ sind, aber in der Umgangssprache nicht darunter subsumiert werden,
• der Staub und Staubschweif von Kometen,
• der interplanetare Staub des Zodiakallichtes und der Mikrometeoriten,
• der interstellare, kosmische Staub
• „(Erde zu Erde,) Asche zu Asche, Staub zu Staub“
An der Salzach – zwischen Oberndorf und Laufen – gibt es sogar ein Staubmuseum (Museum of Dust) (Katalog, öffentlicher Raum [13]). Es handelt sich dabei um ein Grenzhäuschen, das vom Museums-Kurator Dieter Buchhart zum 'white cube' (ein Ort an dem Kunst gezeigt wird) erklärt wurde. An dem Pavillon befestigte Buchhart 'nicht ohne Ironie' ein Schild mit der Aufschrift: Museum of Dust.[14] Damit soll die Aufmerksamkeit auf den sonst unliebsamen Staub gelenkt werden. Staub wird so zu einem 'Kunstobjekt im Museum'.
Zitierte Literatur 1. siehe Duden
2. M.O. Andreae: Climatic effects of changing atmospheric aerosol levels. In: World Survey of Climatology (ed. H. E. Landsberg), Vol. XVI: Future Climates of the World, A. Henderson-Sellers (ed.), Elsevier Publishers, Amsterdam 1994, ISBN 0-444-89322-9
3. Umweltbundesamt Berlin (Hrsg.): Hintergrundpapier zum Thema Staub/Feinstaub (PM). Umweltbundesamt, Berlin, März 2005.
4. J.T. Houghton, Y. Ding, D.J. Griggs, M. Noguer, P.J. van der Linden, X. Dai, K. Maskell, C.A. Johnson (eds.): Climate Change 2001: The Scientific Basis. Tabelle 5.3. Cambridge University Press, Cambridge (U.K.) 2001, ISBN 0-521-80767-0 (Hardcover) bzw. 0521-01495-6 (Paperback). Das Buch ist in HTML-Form oder als pdf-Dateien unter [1] veröffentlicht.
5. Wilfrid Bach: Our Threatened Climate. D. Reidel Publishing Company, Dordrecht (The Netherlands) 1984, ISBN 90-277-1680-3
6. Umweltbundesamt Berlin: Umweltdaten Deutschland online – Tabelle Emissionen nach Emittentengruppen (Stand: September 2003)
7. Umweltbundesamt (Hrsg.): Luftschadstoff-Trends in Österreich 1980–2002. Umweltbundesamt, Wien, Juni 2004
8. Peter Schmid, Christoph Hügelien, Robert Gehrig: Beitrag des Reifenabriebs zu den Staubemissionen des Straßenverkehrs: Bestimmung durch Leitsubstanzen.
9. RL 89/427/EWG: Richtlinie 89/427/EWG vom 21. Juni 1989 zur Änderung der Richtlinie 80/779/EWG über Grenzwerte und Leitwerte der Luftqualität für Schwefeldioxid und Schwebestaub (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L201, S. 53 ff.)
10. RL 1999/30/EG: Richtlinie 1999/30/EG des Rates vom 22. April 1999 über Grenzwerte für Schwefeldioxid, Stickstoffdioxid und Stickstoffoxide, Partikel und Blei in der Luft (Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften L163 (29. Juni 1999), S. 41 – 60)
11. TRGS 900: Technische Regeln für Gefahrstoffe 900 – Grenzwerte in der Luft am Arbeitsplatz „Luftgrenzwerte“
12. TRGS 553: Technische Regeln für Gefahrstoffe 553 – „Holzstaub“
13.www.art-perfect.de/dieter-buchhart-cut-museum-moderner-kunst-passau.htm14.www.guggenberger-verlag.at/pdf/KNIE_Auszug.pdfStaub allgemein • Jens Soentgen & Knut Völzke (Hg.): Staub – Spiegel der Umwelt. Stoffgeschichten, Band 1. München: oekom verlag, 2006. ISBN 3-936581-60-6
• Erich H. Wichmann, Joachim Heinrich, Josef Cyrys, Claudia Spix: Saure Aerosole als Teil der partikelförmigen Luftverunreinigungen. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 4(1), S. 43 – 53 (1999), ISSN 1430-8681
• Bundesweite Staub-Vergleichsmessung. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft – 10 /2003, S. 39, ISSN 0949-8036
• Carsten Möhlmann: Staubmesstechnik – damals bis heute. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft – 65(5), S. 191–194 (2005), ISSN 0949-8036
• Meinolf Schumacher: Schmutzmaterie: Staub, in: ders.: Sündenschmutz und Herzensreinheit. Studien zur Metaphorik der Sünde in lateinischer und deutscher Literatur des Mittelalters, München: Fink Verlag 1996, S. 384-392 ISBN 3-7705-3127-2
Feinstaub• Joachim Heinrich, Veit Grote, Annette Peters, Erich H. Wichmann: Gesundheitliche Wirkungen von Feinstaub: Epidemiologie der Langzeiteffekte. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 7(2), S. 91 – 99 (2002), ISSN 1430-8681
• Arbeitsgruppe „Wirkungen von Feinstaub auf die menschliche Gesundheit“ der Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN: Bewertung des aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstandes zur gesundheitlichen Wirkung von Partikeln in der Luft – Arbeitsgruppe „Wirkungen von Feinstaub auf die menschliche Gesundheit“ der Kommission Reinhaltung der Luft im VDI und DIN. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 8(5), S. 257 – 278 (2003), ISSN 1430-8681
• J. Junk, A. Helbig: Die PM10-Staubbelastung in Rheinland-Pfalz. Neue gesetzliche Regelungen für Feinstaub und erste Messergebnisse. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft – 1/2 /2003, S. 43, ISSN 0949-8036
• T. Pregger, R. Friedrich: Untersuchung der Feinstaubemissionen und Minderungspotenziale am Beispiel Baden-Württemberg. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 64(1/2), S. 53–60 (2004), ISSN 0949-8036
• M. Struschka, V. Weiss, G. Baumbach: Feinstaub – Emissionsfaktoren und Emissionsaufkommen bei kleinen und mittleren Feuerungsanlagen. Immissionsschutz (Berlin) 9(1), S. 17 – 22 (2004), ISSN 1430-9262
Hausstaub• Hans Schleibinger, Detlef Laußmann, Henning Samwer, Angelika Nickelmann, Dieter Eis, Henning Rüden: Unterscheidung von Schimmel- und Nichtschimmel-wohnungen anhand von Sporen aus Hausstaubproben – Ergebnisse einer Feldstudie im Grossraum Berlin. Umweltmedizin in Forschung und Praxis 9(4), S. 251 – 262 (2004), 9(5), S. 289 – 297 (2004), 9(6), S. 363 – 376 (2004), ISSN 1430-8681
• Regine Nagorka, Christiane Scheller, Detlef Ullrich: Weichmacher im Hausstaub. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 65(3), S. 99 – 105 (2005), ISSN 0949-8036
Spezieller Staub• M. Poppe, B. Detering, J. Neuschaefer-Rube, W. Woeste, B. /Wüstefeld, J. Wolf: Holzstaubbelastung in Arbeitsbereichen der deutschen Holzindustrie. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft – 06/2002, S. 247, ISSN 0949-8036
• Gerhard Soltys, Franz Gredler: Atemwegserkrankung durch Mehlstaub. Sichere Arbeit (Wien) 3/2004, S. 18 – 21 (2004)
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